Detektiv John Chatterton

Yvan Pommaux

Worum geht es?

In dem Buch „Detektiv John Chatterton“ von Yvan Pommaux geht es um den Detektiv John Chatterton, der auf der Suche nach einem ganz in Rot gekleideten, verschwundenen Mädchen, welches sich wahrscheinlich auf dem Weg zur Großmutter befand, ist. Bei der Suche kommen ihm zwei Geschichten in den Kopf, die irgendwie etwas mit dem verschwundenen Mädchen zu tun haben könnten. Denn das Mädchen, das auf dem Weg zur Großmutter war, verlor auf dem Weg auch noch immer wieder rote Sachen, um vielleicht eine Spur zu ihr zu ermöglichen. Dies gelingt, denn Detektiv John Chatterton liest diese Spur und kann somit den Wolf rechtzeitig stellen, bevor Schlimmeres passiert wäre.

Man spürt sofort die Verbindung zum Märchen "Rotkäppchen", was durch die Figur des verschwundenen roten Mädchens deutlich wird und ist gespannt, was der Detektiv vorfinden wird, sollte er sie finden.

Wie sind Bilder gestaltet?

Dieses Bilderbuch spricht Kinder besonders an, die noch nicht viel lesen, jedoch gerne Bilderbücher lesen und an Comics interessiert sind. Auch zum Vorlesen durch Eltern oder Lehrer ist es geeignet. Es enthält nicht viel Text, kann jedoch trotzdem vorgelesen werden. Die Bilder regen außerdem zum Gespräch an, da die Gestaltung sehr ansprechend ist.

Es handelt sich um ein Bilderbuch, in dem die Bilder den größten Teil der Seiten einnehmen. Die Bilder werden durch Sprechblasen ergänzt, sodass das Buch ähnlich wie ein Comic gelesen werden kann. Diese sind jedoch nicht rund und umrandet, sondern ähneln einer normalen Textform, und werden nur unterhalb des Textes als „Sprechblase“ erkenntlich gemacht. Es gibt jedoch auch Bilder, die ohne solche Sprechblasen auskommen, wie der Teil, in dem der Detektiv John Chatterton die roten Kleidungsstücke des verschwundenen, rot gekleideten Mädchens findet. Die Reihenfolge der Bilder und Sprechblasen bleiben wie beim normalen Lesen von links nach rechts gleich. Auf jeder Doppelseite befinden sich maximal 3 Bilder, eher jedoch nur 2 oder 1. Dadurch wird auf der Bildebene eine Mischung aus Comic- und Bilderbuch erreicht.

Die Bilder sind mit einigen wenigen Farben gestaltet, jedoch eher dunkel und düster, was aber keine Gruselgefühle beim Leser auslöst, sondern Spannung.

Das rote Mädchen ist in diesem Comic größer als man es vom Rotkäppchen erwarten würde und steht weniger im Vordergrund. Der Detektiv John Chatterton kommt in den Bildern häufiger vor und ist Mittelpunkt der Geschichte.


Wie wird die Geschichte verändert?

Dieses Buch ist zunächst keine Erzählung und hat auch keinen Erzähler und erscheint in Comic-Form. Auch Bildüberschriften, die bei einem Comic an einen Erzähler denken lassen, finden sich hier nicht. Der Text besteht also nur aus Sprechblasen, die von den Figuren ausgehen. Die Verbindungen und Abweichungen zum Prätext finden auf der Ebene des Bildes und des Textes statt.

Es tauchen zwei Figuren im Buch auf, die im Märchen gar nicht vorkommen. Zunächst bekommt Detektiv John Chatterton Besuch von einer Dame, die ihre Tochter vermisst. Bei der Freundin sei sie nicht und bei der Großmutter melde sich niemand. Daher fragt der Detektiv sie nach dem Ort von Großmutters Wohnung und nach der Kleidung des Mädchens. Als die Mutter erklärt, ihre Tochter habe rote Sandalen, Söckchen, eine rote Hose, ein rotes Hemd und ein rotes Haarband an, wird die Verbindung zum grimmschen Märchen „Rotkäppchen“ sofort deutlich. 

Die Handlung der Suche des Mädchens ist allerdings eine deutliche Abweichung zum Märchen, in der die Handlungen des Mädchens im Vordergrund stehen. Trotzdem erinnern die Figuren und der Hintergrund der Suche an das Märchen. Denn die Suche beginnt auf dem Weg, den das Mädchen zur Großmutter nahm und endet in der Wohnung der Großmutter, in der der Wolf das Mädchen gefangen hält und telefonisch eine Löseforderung stellt. Der Wolf, der die böse Bedrohung des Mädchens darstellt, wird, wie im Märchen, am Ende besiegt. In diesem Buch jedoch, werden ihm keine Steine in den Bauch gelegt, nachdem das Mädchen befreit wurde, sondern er wird bei der Befreiung von einem Stein abgeworfen, sodass er zu Boden sinkt. Das Mädchen wurde somit auch nicht gefressen, sondern davor befreit. 

Der Charakter der Hauptfiguren (Wolf, rot gekleidetes Mädchen) sind genau wie im Märchen in "Gut" und "Böse" aufgeteilt, auch wenn man vom Mädchen wenig erfährt, scheint es so, als wäre es unschuldig. 

Die berühmte Situation aus dem grimmschen Märchen, in der das Rotkäppchen die Großmutter nach ihren Ohren, Händen und Füßen fragt, fehlt hier. Jedoch gibt es durch die Figuren und die Handlung, die zumindest an das Märchen angelehnt ist, da das Mädchen vom Wolf gefangen gehalten wird und am Ende von jemandem befreit wird, einen klaren Bezug zum Prätext.


Wie erkennt man die Verbindung zum Prätext?

Zunächst lässt sich die Verbindung zum Märchen "Rotkäppchen" durch das äußere Kommunikationssystem erkennen. Der Name Rotkäppchen kommt zwar nicht vor, wird jedoch durch das Aussehen des roten Mädchens damit verknüpft. Um sie geht es in dem Bilderbuch, auch wenn sie selbst erst am Ende gezeigt wird. Die Mutter beschreibt jedoch das verschwundene Mädchen, woraufhin sofort klar wird, an welches Märchen erinnert wird. Auch der Wolf, der der Entführer des Mädchens ist, verbindet durch seine Figur den Prätext mit dem Märchen.

Auch im inneren Kommunikationssystem entsteht eine Verbindung, als der Detektiv selbst sagt, als er das Gespräch mit der Mutter in Gedanken Revue passieren lässt (ein vermisstes Mädchen, ganz in Rot, eine Großmutter), er erinnere sich dabei „an eine düstere Geschichte, in der ein Mädchen samt seiner Großmutter von einem Wolf gefressen wird“ (Pommaux, 1994). Somit findet eine Verbindung zum Prätext im äußeren Kommunikationssystem über die Figuren und den angelehnten Handlungsstrang statt, jedoch auch über dieses Zitat, welches eine direkte Anspielung auf das Märchen "Rotkäppchen" darstellt.

Ein weiterer Prätext wird durch ein Zitat des Detektivs im inneren Kommunikationssystem angedeutet. Der Detektiv findet auf der Suche durch den Park rote Gegenstände des Mädchens und erinnert sich dabei, an eine andere Geschichte, in der das Opfer kleine weiße Steine fallen ließ. Diese kurze Handlungsstruktur und das Zitat stellen die Verbindung zu dem Märchen „Hänsel und Gretel“ her und sind nur in diesem kleinen Abschnitt zu finden. Dieser Abschnitt, in dem der Detektiv die Gegenstände auf dem Weg sieht, finden nur auf der Bildebene statt und werden nur durch seine Gedanken-Sprechblase, in der er an die „andere berühmte Geschichte“ denkt, ergänzt.

Ebenfalls nur auf der Bildebene des äußeren Kommunikationssystems zu finden ist der Ziegelstein, mit dem der Wolf getroffen wird, zu Boden sinkt und an die Steine erinnert, die im Märchen in den Bauch des Wolfes gelegt werden. Der Handlungsstrang ist hier zwar verändert, erinnert durch den Gegenstand des Ziegelsteins jedoch an das ursprüngliche Märchen. Man wird jedoch durch diese ständigen kleinen Verbindungen zum Prätext immer wieder an ihn erinnert.


Bildquelle: Pommaux, Yvan. (1994): Detektiv John Chatterton.

Quellen