König Drosselbart

Deutschland/ČSSR (1984)

Worum geht es?

König Michael wird durch eine Theateraufführung, in der Prinzessin Anna aufgrund ihres Charakters verspottet wird, auf sie aufmerksam. Sie weist alle Freier von sich ab und zeigt sich sehr stolz, arrogant und lieblos. König Michael will sich selbst von dem Charakter überzeugen und besucht sie. Dort angekommen, verliebt er sich schnell in die Schönheit der jungen Prinzessin. Diese jedoch belächelt ihn vor allen Leuten und gibt ihm den Spitznamen Drosselbart. Als sie meint, dass sie lieber einen Bettler heiraten würde anstelle König Drosselbarts, verliert ihr Vater seine Geduld und willigt der Äußerung ein. Am nächsten Morgen wird sie mit dem Bettler vor dem Tor verheiratet. Da sie nun bei ihrem Mann leben muss, zieht sie mit eigenen Wertgegenständen aus dem Schloss aus. Sie lebt nun sehr ärmlich im Königreich von König Michael, in einer alten Hütte abseits der Stadt. Schnell stellt sich heraus, dass die Prinzessin immer noch sehr verzogen und frech ist. Anfänglich scheut sie jede Arbeit und ist Anstrengung nicht gewöhnt. Der finanzielle Druck auf dem jungen Paar, verursacht durch die Steuereintreiber des Königs, bringt sie dazu, selbstbemaltes Tongeschirr auf dem Marktplatz zu verkaufen. Durch ein Ungeschick zerbricht ihr die gesamte Ware und ohne Verdienst kehrt sie nach Hause zurück. Ihr Bettler jedoch wurde von den Bediensteten des Königs eingesperrt, da Steuern nicht bezahlt wurden. Prinzessin Anna bekommt Schuldgefühle und begibt sich ins Schloss. Dort beginnt sie in der Küche zu arbeiten und zeigt sich fleißig. Langsam stellt sich heraus, dass der Bettler in Wahrheit der König Michael ist, der sich nur verkleidet hatte. Das gesamte Volk war in dieses Geheimnis eingeweiht. Zum Schluss wird auch die Prinzessin Anna darüber aufgeklärt. Charakterlich hat sie sich zu einem guten, liebevollen Menschen verändert und feiert mit ihrem König Hochzeit. König Drosselbart hat mit einem Trick die eitle Königstochter für sich gewonnen.

Mit welchen medialen Inszenierungstechniken erzählt das Märchen?

Der Film (DDR/ČSSR, 1984) beginnt mit einer Theateraufführung. Es handelt sich noch nicht um die richtige Prinzessin Anna, den König und ihre Verehrer, sondern um eine Inszenierung dieser Figuren durch Schauspieler*innen. In einer Bühnenaufführung für das Volk und König Michael wird sich über das Verhalten der Prinzessin lustig gemacht. Diese Darsteller*innen sind die einleitenden Erzähler*innen der Geschichte. Es ist typisch für den Film, dass es keine Erzählperson gibt, da die Handlung gespielt wird und auch durch Gespräche ausreichend erklärt wird. Durch einen solchen Einstieg wird Spannung erzeugt. 

Eine gute Kameraführung kann ebenso dazu beitragen. Die Perspektiven im Film wechseln einige Male. Wichtige Elemente werden durch einen Zoom in den Vordergrund gesetzt. Zu beobachten ist das bei der Drossel, dem Schmuck der Prinzessin oder den zerbrochenen Krügen am Marktplatz. Die Froschperspektive wird dann verwendet, wenn die Darstellerin selbst von unten nach oben blickt, um die Wirkung zu verstärken. Eine Obersicht gibt es nicht.

Eine weitere Gestaltungstechnik ist der Ton oder die Musik. Oft kommen verschiedene Glockentöne vor und kurze Melodien, abgestimmt auf die jeweilige Szene. Als die Prinzessin den Bettler mit ihrem Schmuck bezahlt, erfolgt jedes Mal bei der Übergabe ein kurzer Glockenschlag, der den Tausch und die Kostbarkeit verdeutlicht. Ganze Melodien finden sich in Schlossszenen wieder oder wenn die Hütte gezeigt wird und untermalen das Geschehen. Auffällig ist, dass die Musik in der ärmlichen Umgebung etwas schneller ist. Es wird lebendig.  Außerdem bringt die Melodie die Gefühle der Prinzessin besser zum Vorschein. Gesungene Lieder zur Handlung gibt es nicht.  Besonders gelungen sind die Umgebungen, die Kostüme und einzelne Requisiten. Alles wurde so gestaltet, dass der Zuschauer/die Zuschauerin das Leben dieser mittelalterlichen Zeit nachvollziehen kann. König Michael lebt in einem großen Schloss mit eigenen Dienern. Die Speisen, die er serviert bekommt, sind mühevoll zubereitet und dekoriert. Die Kleidung ist immer auf die entsprechende Figurenrolle abgestimmt. Es lässt sich dadurch sofort erkennen, um wen es sich handelt und in welchen Verhältnissen diese Figur lebt.

Adressiert ist der Film an jede Altersklasse. Vor allem Kinder können sich aus dem Verhalten der Figuren eine Lehre ziehen. Außerdem bekommen sie Einblicke in das Leben von damals, frei von Elektrizität und modernen Technologien. Die Liebesgeschichte des Paares ist dann eher für ältere Zuschauer*innen interessant. 

Wie wird die Geschichte verändert?

Die Geschichte im Film (DDR/ČSSR, 1984) wurde nicht auffällig verändert, sondern durch einige Szenen mehr ergänzt, um Spannung zu erzeugen und die Spiellänge von 98 Minuten zu füllen. Im Film gibt es eine Anfangsszene mit Protagonistinnen und Protagonisten, welche auch später noch eine bedeutende Präsenz haben. Sie helfen König Michael nämlich mit seinem Plan und inszenieren Ereignisse in Prinzessin Annas Leben, damit sie sich charakterlich verbessert. Diese kleinen Ereignisse führen zu einer Abweichung zum Prätext. Dadurch werden auch weitere Figuren eingeführt, die im Original so nicht erscheinen. Der Fährmann, der Mann, der Honig erntet, die Köchin und auch der Steuereintreiber sind die Protagonist*Innen des Films. Eine Erzählperson gibt es nicht. Die Figur des Bettlers wurde etwas verändert, denn anders als im Original, handelt es sich im Film nicht um einen Spielmann.

Eine weitere bedeutende Abweichung ist der Ursprung des Spitznamens König Drosselbart. Im Prätext wird damit ein Makel angesprochen, das krumm gewachsene Kinn des Königs. Im Film hingegen werden die Begriffe Bart und Drossel wörtlich genommen. König Michael will unerkannt die Prinzessin sehen. Er klebt sich einen gefälschten Bart ans Kinn (siehe Abbildung) und an schleicht sich an ihr Zimmerfenster, wo Anna ihn auch sieht. Für das Kennenlernen später im Saal hat er seine Verkleidung wieder abgelegt, jedoch erkennt sie ihn und belächelt sein vorheriges Auftreten. In der ersten Begegnung tritt auch die Drossel auf, die sich in dem Zimmer verirrt hatte. Prinzessin Anna zieht einen Vergleich zum Vogel und gibt ihm dadurch den Spitznamen Drosselbart. 


König Drosselbart. DDR/ČSSR. 1984.


Wie erkennt man die Verbindung zum Prätext?

Der Titel gibt eindeutig zu erkennen, dass der Film auf das Märchen basiert. Der dort genannte Spitzname des Königs Drosselbart ist identisch. Außerdem werden die Charakterzüge der Protagonist*innen aus dem Prätext im Film aufgegriffen und gut dargestellt. König Drosselbart wird als gutherzig und mächtig bezeichnet, was auch in vielen Szenen zu sehen ist. Er besitzt ein großes Königreich und sein Volk liebt ihn. Auch die Prinzessin behält ihre typischen Merkmale. Sie ist schön und reich gekleidet, verhält sich jedoch unangebracht. Hochmütig verspottet sie jeden Freier und zeigt sich von keiner guten Seite. Dies ändert sich jedoch im Verlauf der Geschichte, vorwiegend aber im Film. Als Frau eines Bettlers besiegt sie ihre Faulheit, hilft bei der Arbeit und zeigt Reue und Liebe. 

Quellen