Intertextualität und Intermedialität im Unterricht
Intertextualität und Intermedialität werden oft als ein zu komplexes Thema für den Schulunterricht wahrgenommen. Es gibt aber mehrere Gründe, warum sich intertextuelle und intermediale Werke gut für einen Einsatz im Deutschunterricht eignen:
Das Phänomen der Intertextualität nimmt an Relevanz in der aktuellen Kinder- und Jugendbuchliteratur zu, aber findet sich auch in weiteren Lebensbereichen der Schülerinnen und Schüler, wie beispielsweise in der Werbung, in Musikvideos sowie in anderen Elemente der Popkultur und in anderen Medien wieder.
Die Begegnung mit literarischen Stoffen erfolgt längst nicht nur über das Medium Buch, literarische Sozialisation ist auch Mediensozialisation.
Intertextualität und Intermedialität als Gegenstand im Deutschunterricht ermöglichen Anknüpfungspunkte zwischen neuer und kanonischer Hochliteratur, die gegebenenfalls auch in neuen Perspektiven beleuchtet und/oder in andere Medienformate umgewandelt werden können.
Einen zentralen Aspekt des Deutschunterrichts stellt der Vergleich zweier Texte (im weiteren Sinne) miteinander dar.
Intertextualität und Intermedialität fördern das kulturelle Gedächtnis, da hierdurch immer wieder auf Prätexte rekurriert wird.
Intertextualität kann implizit zur Leseförderung beitragen, da die Verweise die Neugier auf weitere Texte wecken und als eine Art „intellektuelles Spiel” nutzbar gemacht werden können, da das Entdecken und Erkennen von Anspielungen den Schülerinnen und Schülern Spaß machen, aber auch motivieren kann. In Bezug auf Intermedialität müssen die Schülerinnen und Schüler neue Lesestrategien entwickeln, die sich mit dem Verhältnis zwischen Text und Bild auseinandersetzen, gleichzeitig können die Bilder als Hilfestellung für das Textverständnis dienen.
Verweise innerhalb eines Texts auf andere Texte bzw. Medien werden explizit und geraten in den Mittelpunkt der Analyse und Betrachtung.
Den Schülerinnen und Schülern wird bewusst, dass sich ein Text bzw. ein anderes Medienformat immer auch auf weitere Texte/Medien beziehen kann.
Prätext und Posttext oder zwei verschiedenen Medienformate können miteinander verglichen werden, da sie eine intensive und genaue Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Einzeltext/ dem einzelnen Medium erfordern. Köster und Spinner schreiben dazu: Der Vergleich "stimuliert das Denken und Entdecken, fördert das Erkennen und Benennen von Gemeinsamkeiten und Unterschieden und so sowohl den Blick fürs Detail als auch die abstrahierende Begriffsbildung" (Köster & Spinner 2002, S. 6).
Zahlreiche Aspekte literarischen Lernens nach K.H. Spinner können mit intertextuellen und intermedialen Werken besonders intensiv gefördert werden, dazu gehören z.B.:
sprachliche und mediale Gestaltung aufmerksam wahrnehmen
sich auf Unabschließbarkeit des Sinnbildungsprozesses einlassen
prototypische Vorstellungen von Gattungen und Genres gewinnen
literaturhistorisches Bewusstsein gewinnen
Demnach ist es sinnvoll, intertextuelle und intermedialen Werke bereits früh in Unterricht miteinzubeziehen. In den nächsten Abschnitten wird exemplarisch gezeigt, welche literarischen Teilkompetenzen mithlilfe von solchen werken bei Schülerinnen und Schüler in besonderer Weise gefördert werden können.
Auf folgenden Seiten finden Sie kurze theoretische Einordnungen und methodische Vorschläge für die Behandlung von intertextuellen und intermedialen Märchenbearbeitungen:
Medienformen
Kompetenzen
Narrations-muster erkennen
Themen
Quellen
Köster, Juliane; Spinner, Kaspar H.: Vergleichendes Lesen, in: Praxis Deutsch 2002, H. 173, S. 6-15.
Wicke, Andreas: Intertextualität in der Kinder- und Jugendliteratur, 2016, online unter: http://www.kinderundjugendmedien.de/index.php/begriffe-und-termini/1840-intertextualitaet-in-der-kinder-und-jugendliteratur (abgerufen: 31.05.2021).
Wicke, Andreas: Intertextualität im Literaturunterricht, 2018, online unter: http://www.kinderundjugendmedien.de/index.php/fachdidaktik/2633-intertextualitaet-im-literaturunterricht (abgerufen: 31.05.2021).
(Herausgearbeitet von X. Calabrese, U. Schneider und T. Riecker| Pädagogische Hochschule Karlsruhe)