Filmische Adaption: Fernsehserien

Literarische Werke sind schon lange eine verbreitete Grundlage für Filme und Serien, dabei werden meist Bücher verwendet, aber auch Comics und die allseits bekannten Märchen sind sehr beliebt. Nun soll zunächst ein kleiner Einblick in die filmischen Adaptionen von Märchen gegeben werden.

Beide Medien bieten unterschiedliche Voraussetzungen für die Erzählweise einer Geschichte, was beim direkten Vergleich eines Buches und der jeweiligen filmischen Adaption deutlich wird. In einem geschriebenen Text werden die Inhalte, Charaktere, Situationen und Gedanken der Figuren genau beschrieben und schaffen somit ein Bild im Kopf der Leser*innen. Ein Film oder eine Serie beruft sich viel stärker auf den visuellen Aspekt der Narration, Handlungsstränge werden also durch Bilder dargestellt und die Wortebene rückt eher in den Hintergrund (Hübner, 2012). 

Bei Verfilmungen kann die Narration stark von Perspektiven und auf Tonebenen beeinflusst werden. Aufnahmen aus der Vogel- oder Froschperspektive, sowie der bewusste Einsatz von Toneffekten und Musik vermitteln Eindrücke, die man auf literarischer Ebene nur schwer umsetzen kann (Hübner, 2012).

In Bezug auf die Verfilmung von Märchen bietet sich das Medium der seriellen Verfilmung an, das ein Werk mehrere Märchenverfilmungen umsetzen kann. Ein Märchen kann in einer Folge dargestellt werden, welche sich mit einer Länge von 20-45min gut eignen, um die Geschichte vollständig zu erzählen.

Betrachtet man die literarische Gattung der Märchen stellt sich die Frage, ob eine filmische Adaption den Voraussetzungen eines Märchens entsprechen kann, also ob die Merkmale, die diese Texte ausmachen, erhalten bleiben. Christoph Schmitt hat hierzu diverse Märchenverfilmungen anhand der Märchenmerkmale von Max Lüthi geprüft und kam zu dem Schluss, dass das Wesen der Märchen, also die Thematik und der Narrationstypus erhalten werden können, die Verfilmungen müssen sich dabei aber anderer dramaturgischen und narrativen Techniken bedienen  (Schmitt, 1993). Es handelt sich um einen Medienwechsel und die Medien Film und Literatur haben, wie oben besprochen, unterschiedliche Umsetzungsmöglichkeiten.

Neben Spielfilmen spielen Märchen aber auch in verschiedenen Kinderserien eine Rolle, die KIKA-Serie „Simsala Grimm“ beispielsweise handelt von zwei Wesen, die mithilfe eines sprechenden Märchenbuches in die verschiedenen Welten bekannter Märchen reisen und diese hautnah miterleben. Werke wie die amerikanische Serie "Grimm" baut Elemente aus bekannten Märchengeschichten in eine Krimiserie ein und lässt diese somit in einer anderen Welt aufleben.

Natürlich stellt sich die Frage, welchen Mehrwert die Verfilmung von Märchen, für die Schule mit sich bringt. Dass Märchen einen didaktischen Mehrwert haben, ist schon lange bekannt, so enthalten diese meistens einen pädagogischen Ratschlag, beziehungsweise eine Moral, regen die Fantasie und Empathiefähigkeit der Kinder an und behandeln auch heute noch aktuelle Probleme und Thematiken (Wedra o.J.). Da Kinder heutzutage ihre literarischen Erfahrungen häufig zunächst über audiovisuelle Medien machen, ermöglichen die Verfilmungen von Märchen einen einfachen Kontakt mit Märchenerzählungen, durch den die Lesemotivation angeregt werden kann, man spricht dabei von einer „audiovisuellen Sozialisation“ (Hübner, 2012).

Unterrichtsansatz I

Primarstufe Klasse 3/4

Der Unterrichtsansatz schließt an einige vorangegangenen Unterrichtsstunden zum Thema Märchen an, in denen sich die Lerngruppe schon intensiv mit der Textform Märchen und ihren Gattungsmerkmalen auseinandergesetzt hat. Die Lerngruppe hat die wichtigsten Gattungsmerkmale von Märchen herausgearbeitet und ein "Gattungsmerkmale-Koffer" dazu angefertigt. Diese bildliche Darstellung der wichtigsten Gattungsmerkmale für Märchen wurde anschließend für alle Schülerinnen und Schüler als Vorlage kopiert und nach dem gemeinsamen Lesen des Märchens „Hänsel und Gretel" der Brüder Grimm passend dazu ausgefüllt. Außerdem wurde das Märchen in einer Stationsarbeit bereits intensiv bearbeitet, wodurch die genaue Abfolge der Handlung, die verschiedenen Charaktere und bedeutende Gegenstände bekannt sind. Der Unterrichtsansatz dient zur Einführung der filmischen Adaption von Märchen.

Märchendetektive (Partnerarbeit)

Zum Unterrichtseinstieg wird die Fernsehserie SimsalaGrimm vorgestellt und auf Vorwissen der Schülerinnen und Schüler dazu eingegangen. Daraufhin wird die Arbeit als Märchendetektive vorgestellt und ein Arbeitsblatt ausgeteilt, auf dem sich eine Tabelle für Gemeinsamkeiten und Unterschiede befindet. Diese ist nochmal in einzelne Abschnitte unterteilt wie Märchenanfang, Märchenhandlung, Märchenende, Gut und Böse, Charaktere, Gegenstände und weitere Aspekte. Unter der Tabelle befindet sich Platz für die Auflistung neuer Möglichkeiten, die das Adaptionsformat der Fernsehserie mit sich bringt.  

Die Kinderserie SimsalaGrimm wird anschließend gemeinsam in Sequenzen unterteilt angeschaut und auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit dem zuvor gelesenen Grimm'schen Märchen analysiert. Während die Folge der Serie angeschaut wird, kann nun in Partnerarbeit das Arbeitsblatt ausgefüllt werden, damit die SuS sich gegenseitig auf Stellen hinweisen können und die neue Form des Mediums mit ihren neuen Möglichkeiten gemeinsam erarbeiten. Eine Hilfestellung bietet dabei der passend zur Textform des Märchens ausgefüllte Koffer mit den Gattungsmerkmalen. Im Anschluss werden die Ergebnisse im Plenum gesammelt, verglichen und begründet. Dabei werden die Ergebnisse in Form eines Tafelbildes festgehalten.

Somit werden den Lernenden die unterschiedlichen Möglichkeiten auf Text- und Filmebene beispielhaft an dem Grimmschen Märchen und der Fernsehserie "SimsalaGrimm" verdeutlicht. Sie lernen die auf auditiven und visuellen Möglichkeiten auf Filmebene, aber auch die Nachteile kennen, die das Format mit sich bringt. 

Die Schülerinnen und Schüler sollen im Anschluss einen Filminhalt begreifen und gezielt Informationen entnehmen können. Somit wird der Umgang mit verschiedenen Medien geschult. Sie sollen Unterschiede und Gemeinsamkeiten auf Text- und Bildebene erkennen und beschreiben können. Bei der Ergebnispräsentation und -sicherung im Plenum wird sowohl die Kommunikationskompetenz als auch das Leisten von Redebeiträgen und die Argumentation gefördert (Kultusministerium Hessen, 2011).  

Unterrichtsansatz II

Der Unterrichtsansatz bezieht sich ebenfalls auf eine Folge der Serie "SimsalaGrimm". Ziel ist es, dass die SuS auf die differenzierte Darstellung von Gut und Böse aufmerksam werden. Das ausgewählte Märchen ist in dem Fall "Hänsel und Gretel". Die Folge ist frei ersetzbar durch jede andere. Die geplante Unterrichtsstunde bettet sich in eine längere Unterrichtsreihe zum Thema Märchen ein. Es sollte sich hierbei ebenfalls nicht um den ersten Kontakt zu filmischen Adaptionen von Märchen handeln. Die Folge, die ausgewählt wird, sollte ein Märchen behandeln, was den SuS bekannt ist oder was im vorherigen Unterrichtsverlauf bereits behandelt wurde. Die SuS sollten den Inhalt kennen und wenn möglich die Originalfassung des Märchens gelesen haben, um im späteren Unterrichtsverlauf einen Vergleich zu haben. "Hänsel und Gretel" bietet sich hierbei an, da es ein Märchen ist, was nahezu alle Kinder kennen und zu dem es sogar noch andere filmische Adaptionen gibt, die sich jedoch nicht für die Grundschule eignen.

Die Unterrichtsstunde soll sich auf die auditive und visuelle Vermittlung von "Gut und Böse" beziehen. Bei der filmischen Adaption von Märchen bietet sich der Vorteil, dass nicht nur das Gelesene interpretiert werden kann, sondern auch über die Darstellung Deutungen getroffen werden können. Einerseits lernen die Schülerinnen und Schüler dabei etwas über filmische Inszenierung und andererseits über das Motiv von Gut und Böse in Märchen. Dabei sollte jedoch das Märchenmotiv im Vordergrund stehen. 

Zum Start der Unterrichtsstunde sollte die Folge im Plenum geschaut werden. Die Folgen dauern alle zwischen 20 und 25 Minuten, daher sollte mindestens eine Doppelstunde eingeplant werden. Vor dem Anschauen sollte mit den Kindern besprochen werden, dass sie auf Gut und Böse achten sollten. Am vorteilhaftesten wäre es, wenn dies in einer vorangegangenen Unterrichtsstunde schon thematisiert wurde. Anschließend sollen die SuS zusammentragen, was sie gesehen haben und was ihnen aufgefallen ist. Dazu kann die Lehrkraft als Hilfe einige Oberbegriffe nennen, zu denen die SuS dann etwas sagen können. Beispiele dafür könnten "Farben, Musik, Geräusche, Hintergrund, Darstellung der Figuren etc." sein. Alles, was den SuS einfällt, kann in einem Tafelbild festgehalten werden. Anschließend kann es nach Oberkategorien geordnet werden. Dies kann im weiteren Verlauf für eine Gruppenarbeit genutzt werden, in der die erarbeiteten Ergebnisse auf verschiedene Gruppen aufgeteilt werden und die Folge nochmals hinsichtlich der verschiedenen Beobachtungsfokusse geschaut wird. Anschließend sollte besprochen werden, inwieweit sich die Darstellung von Gut und Böse in der Fernsehserie und in der Textform unterscheidet.

Am Ende der Unterrichtsstunde sollten die SuS die Merkmale von Gut und Böse kennen. Dabei sollten sie bestmöglich zwischen der Darstellung und dem Motiv in Märchen im Allgemeinen unterscheiden können. Bei der visuellen Darstellung sollte thematisiert werden, dass beispielsweise böse Figuren eher dunklere Farben zugeordnet werden und eine bedrohliche Musik im Hintergrund steht, während das Gute meistens mit hellen Farben und dem Licht in Verbindung gebracht werden. 


Weitere passende Gegenstände:

Quellen