Schneewittchen

Deutschland, 2009

Worum geht es?

Zu Beginn des Films wird eine Prinzessin (Schneewittchen) geboren, die nach Wunsch der Mutter so weiß wie Schnee, die Lippen so rot wie Blut und die Haare so schwarz wie Ebenholz sind. Nach der Geburt stirbt die Mutter und der Vater heiratet nach einigen Jahren eine neue Frau. Diese Frau besitzt einen Spiegel, den sie regelmäßig nach der Schönsten im ganzen Land fragt. Da der Spiegel ihr antwortet, Schneewittchen sei die Schönste, wird die Königin wütend und beauftragt den Jäger, Schneewittchen im Wald zu töten. Der Jäger hat aber Mitleid mit ihr, weshalb Schneewittchen verschont bleibt und flüchten kann. Sie trifft auf das Haus der sieben Zwerge, die sie zu sich aufnehmen. Nach einiger Zeit befragt die Königin ihren Spiegel erneut und dieser antwortet wieder, Schneewittchen sei die Schönste. Das missfällt der Königin, weshalb sie Schneewittchen umbringen will. Dies versucht sie zunächst mit einer Schnur und dann mit einem Kamm. Beide Male retteten die Zwerge Schneewittchen. Beim dritten Versuch mit dem vergifteten Apfel gelingt der Königin ihr Vorhaben und die Zwerge können Schneewittchen nicht retten. Sie bauen für Schneewittchen einen gläsernen Sarg, in dem sie liegt, bis der Prinz sie entdeckt. Dieser möchte sie in sein Schloss bringen und bei der Aktion erwacht Schneewittchen und sie heiraten.

Mit welchen medialen Inszenierungstechniken erzählt das Märchen?

Zu Beginn des Films leitet eine Erzählstimme in die Geschichte ein. Hierbei besteht das Bild lediglich aus einzelnen Zeichnungen, die den Inhalt widerspiegeln, was zunächst nicht filmtypisch ist. Aus dem letzten gezeichneten Bild geht es über in die bewegten Bilder und der Erzähler verstummt. Von nun an wird die Handlung anhand von Dialogen zwischen den Charakteren erzählt. Allgemein handelt es sich hier um einen Spielfilm, wobei der Anfang des Films eher einem Zeichentrickfilm ähnelt, da zunächst nur Zeichnungen zu sehen sind.

Um die Gefühle der einzelnen Personen deutlich zu machen, wird mit musikalischer Begleitung gearbeitet. Tritt beispielsweise die Königin im Film auf, so ist oft eine eher mystische und etwas bedrohliche Musik zu hören. Dies verstärkt das charakterliche Bild der Königin und die zuschauende Person kann beim Auftreten der Musik schon erahnen, dass die Königin nun erscheint. Auch haben die sieben Zwerge solch eine Erkennungsmusik. Meist wenn die Zwerge in einer Szene auftauchen, wird dies mit einer heiteren, mit Liedtext versehenen Musik unterlegt. Dadurch entsteht eine positive Atmosphäre und beim Erklingen der Musik assoziiert die zuschauende Person sofort die Zwerge damit. Also hat die Musik eine große Bedeutung in dem Film, da sie Atmosphäre schafft. Jedoch hilft sie auch Bild und Ton miteinander zu verknüpfen und unterstützt die Erzählung durch Wiedererkennungspunkte.

Licht- und Farbgestaltung spielen in diesem Film auch eine wichtige Rolle. Beispielsweise ist es sehr dunkel, wenn der Jäger Schneewittchen in den Wald bringt und töten möchte. Diese Dunkelheit untermalt die Bedrohung und Gefahr der Situation. Meist wenn die Königin auftritt, ist es halbdunkel, oder die Szene ist nur mit Kerzenlicht beleuchtet, was eine mystische Atmosphäre erschafft und somit auch den Charakter der Königin verstärkt. Bei der Farbgestaltung ist vor allem die Kleidung von Königin und Schneewittchen zu betrachten. Die Prinzessin hat immer etwas Weißes an, was für Unschuld, Reinheit und Göttlichkeit steht. Die Königin hingegen trägt oft etwas Dunkles, was die Farben Lila und Rot beinhalten. Diese Farben stehen für Magie, Zauberei, Gefahr und Zorn. Also wird sowohl durch Licht-, als auch durch Farbgestaltung die Wirkung der Szenen verstärkt. Auch werden so die Charaktereigenschaften bildlich (in Form von Farben) verdeutlicht (Kamp & Rüsel, 1998).

Insgesamt ist der Film eher an Kinder adressiert, wobei er für Erwachsene auch unterhaltsam sein kann. Gerade durch die Zwerge und ihre Erkennungsmusik ist der Film sehr kindgerecht und ermöglicht es leicht einen Bezug zu den Charakteren herzustellen.

Wie wird die Geschichte verändert?

Von der groben Handlung verändert sich im Film wenig. Jedoch sind gerade bei den Figuren viele Abweichungen zum Prätext vorzufinden. Die Figuren werden viel genauer dargestellt, haben alle Namen und es entstehen so genauere Charakterzüge der einzelnen Figuren. Zudem gibt es Figuren, die im Prätext nicht vorkommen, wie zum Beispiel der Narr. Im Film ist der Narr ein guter Freund von Schneewittchen, der die neue Königin direkt durchschaut und alle vor ihr warnt. Er beobachtet alles genau und bewacht das Wohl Schneewittchens. Auch der Prinz hat eine andere Rolle als im Prätext. Zu Beginn gibt er sich als Jagdgeselle aus, um Schneewittchen so näherzukommen und ihr Herz erobern zu können. Der Prinz taucht also nicht erst zum Schluss auf, sondern wird zu Beginn vorgestellt, wodurch die zuschauende Person einen Bezug zu der Figur aufbaut und mit ihr mitfiebert.

In der Handlung gibt es ein paar Stellen, die verändert sind. Der Narr und der Prinz beobachten, wie der Jäger Schneewittchen entführt und folgen ihnen. Sie suchen Schneewittchen und finden sie dann zum Ende des Films. Dadurch entsteht eine höhere Spannung, da lange Zeit nicht klar ist, ob die beiden Schneewittchen finden und retten werden. Eine weitere Veränderung ist der Tod des Königs im Film. Dieser realisiert, dass seine neue Königin ihn gar nicht liebt und nur auf ihr eigenes Wohl bedacht ist, weshalb er an (Liebes-) Kummer stirbt. Bezogen auf diese Enttäuschung ist die Änderung sehr passend, dass der Jäger der Königin nicht Schneewittchens Lunge und Leber bringen soll, sondern ihr Herz. Die Symbolik des Herzens verdeutlicht den Herzschmerz und die verlorene Liebe.

Auch das Ende des Films ist anders als im Prätext.  Im Film veranstaltet die Königin einen Ball, um ihre eigene Schönheit mit dem Spiegel feiern zu können. Doch der Spiegel verrät ihr, dass Schneewittchen noch lebt, weshalb sie aus Wut den Spiegel zerschlägt. Letztendlich tauchen Schneewittchen und der Prinz auf und verbannen die Königin. Somit endet der Film nicht wie im Prätext mit dem Tod der Königin, wodurch er kindgerechter ist.

Wie erkennt man die Verbindung zum Prätext?

Die Verbindung des Films zum Prätext (das Märchen von den Brüdern Grimm) ist deutlich erkennbar, da der Film eine Verfilmung des Märchens darstellt und somit auf dem Prätext basiert. Zudem tragen beide den gleichen Titel: Schneewittchen. Auch ist in beiden Medien der Titel gleichzeitig der Name der Hauptfigur. 

Der Anfang des Films ähnelt dem des Märchens sehr. Zu Beginn des Filmes spricht ein Erzähler, der fast den gleichen Wortlaut verwendet wie im Anfang des Märchens der Brüder Grimm. Somit ist hier eine weiter deutliche Ähnlichkeit der beiden Medien vorzufinden. Insgesamt basiert die Handlung des Films sehr stark auf dem Prätext und es gibt nur ein paar Veränderungen, weshalb allein dadurch eine Verbindung vorhanden ist.

Der bekannte Spruch des Märchens Schneewittchens „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ (Grimm et al., 1997, S. 258) findet sich wortgetreu im Film wieder und stellt somit einen direkten Bezug zum Prätext dar. Dieser Satz fällt sehr häufig im Film, wodurch die Thematik Schönheit, Eitelkeit und Bestätigung auch hier präsent ist. Die Königin hat die gleichen Eigenschaften wie im Märchen und verkörpert die böse Figur.

Zudem ähnelt der Sprachgebrauch der Figuren im Film stark der Erzählweise des Märchens. So erinnern die Dialoge eher an Kunstsprache als an den alltäglichen Sprachgebrauch. Gerade der Narr verwendet viele Reime. Durch den besonderen Sprachgebrauch scheint die Geschichte des Films vor längerer Zeit gespielt zu haben, da es nicht mit unserem aktuellen alltäglichen Sprachgebrauch übereinstimmt und man so besser in diese erfundene Welt eintauchen kann.

Insgesamt ist eine deutliche Verbindung zwischen Film und Prätext aufzuweisen. Die Filmversion hat die Handlung ausgeschmückt und somit eine engere Verbindung zwischen der Geschichte und der zuschauenden Person erstellt.

Quellen